Stolpersteine Rees

Die Konferenz von Evian

Die Ausreise aus Deutschland war für den jüdischen Anteil der Bevölkerung von höchster Schwierigkeit, wenn man nicht den Zug nehmen wollte. Doch nicht nur das Reisemittel galt als Hindernis, sondern auch der Zielort stellte ein Problem dar. Die Niederlande wurde mit der Übernahme durch das NS-Regime unsicher, doch andere Regierungen wollten erst gar keine Flüchtlinge aufnehmen. Die Tschechoslowakei bot Verhältnisse den Niederlanden entsprechend, Ungarn wurde antisemitisch kontrolliert, ebenso Italien und die Schweiz erteilte zunächst Passpflicht und dann ein Einreiseverbot. 

Euphorie wurde also ausgelöst, als der amerikanische Präsident Franklin D. Roosevelt die Konferenz von Evian einberief. Am 6. Juli 1938 trafen sich demnach Vertreter von 32 Staaten im französischen Evian-Les-Bains um den Umgang mit der Aufnahmepolitik zu besprechen. 

Zunächst wurde von dem amerikanischen Gesandten Myron C. Tylor bekannt gegeben, dass niemand gezwungen werde mehr Flüchtlinge aufzunehmen, als es die Gesetzgebung zulasse. Darauffolgend kam jedoch direkt eine Verweigerung des britischen Repräsentanten, welcher nur die Möglichkeit auf Einwanderung in afrikanische Kolonien vage vorschlug. Allerdings verlor er kein Wort zum hoffnungstragenden, möglichen Einwanderungsgebiet Palästina, was bedeutete, dass auch dort versucht wurde die Einwanderung zu reduzieren. Auch der französische Vertreter meinte, sein Land habe schon 200.000 und damit genug Flüchtlinge aufgenommen, weshalb bereits die Ressourcen knapp würden. Somit war die Einreise nur weiter erschwert und diesmal auch klar und deutlich offiziell verweigert, da sich die Schweiz als Transitland erklärte und Kanada, Australien, Neuseeland und Lateinamerika nahezu komplett die Einreise verweigerten. 

Es war offensichtlich, dass die hauptsächlich jüdischen Flüchtlinge kaum Fluchtchancen mehr hatten, da ziemlich jeder hoffnungstragende Staat die Grenzen größtenteils schloss. Zeugen berichten von einem Trauerspiel der Leidbekundung seitens der Vertreter, welche lediglich ihre Entschuldigungen zum Ausdruck brachten, dass sie niemanden mehr aufnehmen könnten. Von der Dominikanischen Republik erfolgte ein zweifelhaftes Angebot, nämlich zur Aufnahme von 100.000 weiteren Flüchtlingen, wobei sich aber vermuten ließ, dass dies eine eigennützige Tat war, um mehr Arbeiter in den eigenen Staat einzubringen. Diese Konferenz bildete also nur einen weiteren Teil der unentschlossenen Appeasement-Politik gegenüber Hitler, was diesen weiter antrieb, die schutz- und chancenlosen jüdischen Bürger fortwährend zu dezimieren. 

Es blieb von dieser Konferenz also nichts als klare Ablehnung und ein schönes, feierliches jedoch bizarres und unbegründetes Feuerwerk.