Stolpersteine Rees

Jüdischer Friedhof auf der Stadtmauer

Anfang des 18. Jahrhunderts verkaufte die Stadt Rees der jüdischen Gemeinde ein Grundstück auf der in etwa acht Meter breiten Stadtmauer zur Anlage eines Begräbnisplatzes. Die Örtlichkeit wurde seinerzeit bewusst gewählt, weil Juden nicht auf christlichen Friedhöfen, also innerhalb der Stadtmauer, bestattet werden durften. Wegen der häufig auftretenden Rheinhochwasser konnte ein Friedhof aber nicht außerhalb der Stadtmauer zu ebener Erde angelegt werden.   

Erste nachweisbare Bestattungen fanden hier 1702, die letzte Beerdigung vor der Schließung des Friedhofes 1872 statt. Von den ursprünglich 60 – 75 Grabsteinen sind infolge von Witterungseinflüssen, Schändungen während des Pogroms, 9./10. November 1938, und Kriegseinwirkungen 1945 nur noch 24 verschiedene große Fragmente, teilweise erheblich beschädigt, erhalten geblieben. Das Pogrom, die sogenannte „Reichskristallnacht“, richtet sich gegen die jüdischen Bürger und ihre Existenzen. Die Steine weisen noch hebräische Schriftzüge auf.   

Der historische Zugang führte über eine schmale Treppe stadteinwärts. Bestattungen nach 1872 erfolgten auf dem Nachfolgefriedhof an der Weseler Straße in Rees, da eine Überbeerdigung belegter Gräber nach jüdischem Ritus nicht erlaubt ist.   

Hier ruhen Reeser Bürger jüdischen Glaubens im Hause des Lebens und der Ewigkeit.   

Wir betrachten es als unsere Pflicht, diese Stätte im Zeichen unserer Verantwortung zu hüten.   

Stadt Rees   

2016 – 5777


Das Grundstück oben auf der Stadtmauer erwarb die Jüdische Gemeinde vermutlich um 1700 von der Stadt. Es war den Juden verboten, ihre Verstorbenen innerhalb der Stadtmauer zu bestatten. Außerhalb der Mauern bestand jedoch die Gefahr, dass die Toten weggespült wurden. Daher fand man den Platz auf der Stadtmauer.

Weil jedoch auch die christlichen Friedhöfe von Hochwasser bedroht waren, wurden die Christen bei Hochwasser auch auf dem jüdischen Friedhof beerdigt. Später bettete man die Toten wieder um.

Im Jahre 1786 konnte der Friedhof nochmals erweitert werden. 1872 musste er dann aber endgültig geschlossen werden, weil er vollständig belegt war. Bei den Juden ist eine Mehrfachbelegung eines Grabes nicht möglich. Die jüdische Gemeinde erwarb daher ein Grundstück an der Weseler Straße für einen weiteren Friedhof.