Stolpersteine Rees

Kamp Westerbork

Das Durchgangslager in der Provinz Drenthe war 1939 ursprünglich als Flüchtlingslager für deutsche und österreichische Juden errichtet worden, welche 1938 aufgrund des Novemberpogroms in die Niederlande flüchteten. Während der Besatzungszeit wurde das Lager 1942 von den Deutschen übernommen. Juden aus den Niederlanden wurden in das „Sammellager“ gebracht und von dort in den Osten deportiert. 

Das Besondere am Durchgangslager Kamp Westerbork war die Scheinwelt eines herkömmlichen Dorflebens, für die der Kommandant Gemmeker viel investierte: Es gab einen Bauernhof, einen Laden, dazu die Wechselstube für die eigene Lagerwährung, ein Postamt und diverse Werkstätten. Die Kinder gingen zur Schule, tagsüber gab es Sportangebote und an jedem Dienstagabend wurden in der Registrierungsbaracke Theaterstücke, Konzerte und Revuen aufgeführt. Das Aushängeschild des Lagers war ein großes Krankenhaus, das von jüdischen Ärzten geführt wurde und während der Besatzungszeit als eines der Besten in den Niederlanden galt. 

Wenngleich die jüdischen Männer, Frauen und Kinder - aus ihrem bisherigen Leben gerissen und beraubt - im Lager auch an Hunger und Kälte litten, achtete Gemmeker auf den Anschein einer anständigen Behandlung und auf die Vermeidung willkürlicher Gewalt durch das Wachpersonal. Sein primäres Ziel war es jeden Dienstag einen reibungslosen und sicheren Transport in die Vernichtungslager zu gewährleisten. Die Ziele waren überwiegend Auschwitz-Birkenau (Polen) und Sobibor (Polen). 

Insgesamt wurden mehr als 100.000 Menschen aus Westerbork deportiert und gerade einmal 5.000 Gefangene überlebten. 1944 wurden auch Sinti und Roma inhaftiert, 245 von ihnen wurden nach Auschwitz-Birkenau deportiert, nur 30 überlebten. Die bekannteste Insassin des Übergangslagers war die niederländische Jüdin Anne Frank, die vom 8. August 1944 bis zum 3. September 1944 in Westerbork inhaftiert war, bevor sie dann nach Auschwitz deportiert wurde. Heute, nach mehr als 70 Jahren, dient das Kamp Westerbork als Kultur- und Erinnerungszentrum.