Stolpersteine Rees

Der Todesmarsch

Als die Rote Armee am 18. Januar 1945 kurz vor dem KZ Auschwitz stand, trieb die SS 10.000 Häftlinge Richtung Westen. Dies war schon vorher geplant worden und war somit bekannt unter dem Namen ,,Fall A”. 

Viele der Häftlinge überlebten diese Tortur nicht, da sie schon ausgezehrt und völlig entkräftet waren. Sie mussten bei eisigen Temperaturen und teilweise starkem Schneefall, ohne angemessene Kleidung und ohne Proviant zwischen 55 und 63 km zu Fuß zurücklegen. In Gleiwitz und Loslau sollten sie dann in offene Güterwaggons, die vorher Wehrmachtsnachschub an die Fronten geliefert hatten, gepfercht werden. 

Die Häftlinge wurden auf die vorgesehenen Marschrouten getrieben, wovon allerdings mehrere Straßenbindungen unpassierbar und von zivilen Flüchtlingen völlig verstopft waren. Das Chaos war dort so groß, dass die KZ-Wachmannschaften die Anordnung des SS-Chefs Heinrich Himmler, dass ,,seine” Häftlinge Vorrang haben sollen, nicht umsetzen konnten. Am Ende jeder Gruppe liefen oder fuhren einige SS-Leute, die das ,,Exekutionskommando” bildeten. Sie erschossen Nachzügler, die sie nicht mehr für marschfähig hielten oder die bereits zusammengebrochen waren. Am Ende der gesamten Marschkolonne liefen weitere Gruppen, bestehend aus SS-Männern und noch arbeitsfähigen KZ-Häftlingen, die diese Leichen verscharren sollten. 

Die Anzahl der toten Häftlinge der Evakuierungsmärsche lässt sich nur schätzen, da einige Häftlinge jedoch auch erfolgreich flüchten konnten, aber es sind mindestens 9000, möglicherweise aber auch bis zu 15.000. Häftlinge, die bereits schon vorher als marschunfähig galten, sollten in den KZs von SS-Männern getötet werden. Teilweise starben sie in den neun Tagen zwischen Evakuierung und Befreiung an Hunger und Entkräftung, auch trotz medizinischer Versorgung in den kommenden Tagen.

Autor des Bildes: Holger Politt/ Rosa-Luxemburg-Stiftung (Stand: 06.09.2019)